Der lange Trek

8000 km Straße, 6800 DM Sprit, 1000 l Bier, Reparaturkosten 3600 DM und ein aufgerissener Alkoven. Welcome im Land der unbegrenzten Sandsteine.

Es passieren schon seltsame Dinge, wenn man in einem verrückten Land 5 Wochen mit ebenfalls verrückten Steineklopfern verbringt. So springen ab und an Bäume auf die Straße und sorgen für gute Durchlüftung im Schlafgemach ("der Baum, der Baum…, alles aufgerissen"), oder so sorgt ein nicht zu erklärender Überdruck im rollenden Zuhause für Schwund an Kartenmaterial, Feldbuch und Geldbörse. So lernten wir aber, daß es ratsam ist, mit einem Automobil, welches 3,70m an Höhe mißt, nicht unter Bäumen zu fahren, die bei 3m über die Fahrbahn ragen, und daß es hilfreich ist, seinen Krimskrams nicht vor offene Fenster zu legen. Als ein biologisches Wunder kann es bezeichnet werden, zwei- bis dreihundert Mückenstiche auszuhalten ohne vollkommen verrückt zu werden. Von Vorteil war sicher die Desinfizierung des Körpers von innen mit Alkohol im Vorwege.

Im Laufe der Zeit entwickelten wir auch eine eigene Sprache, die manchmal doch arg merkwürdig war, z.B. Heike: "… da haben wir Tietz noch eine Flasche Wodka aus den Lippen gereihert.".

Der Fachwelt gibt ein Meteorit, der in einen Gipshut fiel (oder war es umgekehrt?), noch immer Rätsel auf. Hingegen erscheint es als völlig zweifelsfrei, daß in Flagstaff die Guys aus Oklahoma City schon einmal geprobt haben, obwohl die Eingeborenen behaupten, sie hätten dort den größten Meteoritenkrater. Am Sunset Crater wurden wir eindringlich im Besucherbuch des Visitorcenter (vielen Dank an das deutsche Ehepaar!) darauf hingewiesen, das es zu Hause immer noch am schönsten ist, denn "Our Vulkaneifel is also very nice.".

Fast schon einen eigenen Artikel wäre es wert, über das Verhalten von GeologInnen im Umgang mit fossilem Holz zu schreiben. In Kürze: Einige versuchten anscheinend, ein Ebenbild des Petrified Wood in Deutschland aufzubauen, anders sind die 100 Kilo Gepäck bei einigen wohl nicht zu erklären oder die zig Plastiktüten voll mit winzigen Holzstücken von Annemarie und Timm. Unser Exkursionsleiter spezialisierte sich darauf, ganze Baumstämme zu zerfleddern, um auch ja das größte und schönste Stück zu bekommen, andere hingegen ließ die Versuchung völlig kalt. Sie liefen gelangweilt durch die Gegend und fanden dennoch sehr schöne Exemplare. Eine Handvoll Büddels nutzten die Zeit lieber, um ihr Geld im Würfelspiel zu vermehren. Jedem das Seine.

Der interessierte Leser wird sich jetzt fragen "Wo bleibt der Witz?". Fotos wurden auch gemacht und erzielen im Auge des Betrachters ihre Wirkung. Besonders zu erwähnen sei hier, daß Prof. Titts und Wiebke es darauf angelegt hatten, ihre Fotos übereinander legen zu können. Und hat es geklappt mit dem Übereinanderlegen?

Es muß ja mal gesagt werden: Pannen gab es auch. Rauchende Kühler, stinkende Klos, fliegende Keilriemen, lustlose Benzinpumpen, Motoren, die während der Fahrt Pause machten, pinkelnde Klimaanlagen, … Der Wahnsinn gipfelte in der Aussage "… du Heidi, ich glaub´ unser Auto brennt!". Die Situation erwies sich dann aber doch als minder dramatisch, es war letztlich ein geplatzter Kühlerschlauch. Die blitzschnelle Reaktion des Führungsbusses, der nach 60 Minuten am Tatort erschien, ermöglichte eine zügige Bewältigung des Schadens. 80 Stunden am Straßenrand, auf Werkstattparkplätzen etc. schreiben eine deutliche Sprache. Die Vermietfirma "GO VACATIONS" wurde mehr und mehr zu "STOP VACATIONS". Na, war das kein Witz?

Fünf Wochen enges Zusammenleben schweißt aneinander, das einzelne Individuum lernt mit den Eigenheiten des anderen umzugehen. So störten weder stinkende Füße, noch wurde Anstoß genommen an Pfeife rauchenden nackten Männern, die Zeitung lesend bei offener Tür auf Klo saßen. Es gelang allerdings einigen, ihre Eigenständigkeit nicht ganz zu verlieren, sie sorgten selbst für ihre Verpflegung. Praktischer ist das schon, wenn in einem Bus jeder sein eigenes Stück Butter und Gallone Wasser hat. Auch wenn es dadurch manchmal ein wenig eng im Kühlschrank wird, Selbstverwirklichung hat ihren Preis.

Körperliche Nähe brauchten dann aber alle Exkursionsteilnehmer nicht missen, es gab genügend Möglichkeiten auf der sogenannten Grabbelparty. Eigentlich ein unschönes Wort für so ein Ringelpietz mit anfassen, jeder hatte seinen Spaß. Naja, bis auf Olli Wiek: "Ich hasse den ewigen Frauenmangel auf Exkursionen, nie bekomme ich eine ab!".

Aber auch die schönste Party hat mal ein Ende. Für manche sogar ein Böses; so wurde von TeilnehmerInnen berichtet die orientierungslos in Gebüschen lagen, oder vor dem Wohnmobil aufgefunden wurden. Die These, daß es umwerfende Frauen gibt, wurde uns von Timm eindeutig unter Beweis gestellt.

In SF wieder angekommen, mußten wir uns schweren Herzens von unseren liebgewonnenen motorisierten Freunden trennen (mach´s gut U 2108 !). Diese Rückgabe der Wohnzimmer erwies sich dann aber als sehr nervenaufreibend und dazu noch teurer als eigentlich notwendig: man hätte ja nicht unbedingt die Vermieter auf Schäden aufmerksam machen müssen, die sie von sich aus gar nicht bemerkt hätten. Unser Verhandlungsführer erwies sich als Fels (Mohs´sche Härte 1-2) in der Brandung der Verhandlung.

Rückblickend gesehen waren die 5 Wochen USA sehr lustig, was aber nicht zwingend an der Organisation lag. Den Südwesten der USA kann man nur empfehlen, die Autoverleiher nicht, und 5 Wochen sind für so viel Sandstein viel zu kurz.

Carsten und Hinnak

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