Nachrichten aus Texas

Texas, ein Grund mehr für den Flöz zu schreiben - easy rider im cyberspace - e-mail!!!!
1) Heute haben sich wieder zwei Kinder beim Spielen mit den Waffen ihrer Väter erschossen.

2) Die Polizei von El Paso hat den Pferdetreck einer Schmugglerbande an der Grenze zwischen Mexiko und Texas gestellt.

3) Auch heute ist das Wetter wieder sonnig und klar. Die Temperaturen erreichen die 30-Grad-Celsius-Marke, fallen in der Nacht aber wieder auf den Gefrierpunkt.

Es ist Zeit zum Aufstehen. Der neue Alltag ruft. Während ich mich anziehe, hat Ingo, mein hanseatischer Freund, schon die Frühstückseier im Topf. Apropos Frühstücksei: Es war schwer, in dieser Stadt Eierbecher und -löffel zu erstehen. Die Amerikaner haben nämlich das Frühstücksei aus Gesundheitsgründen in Europa zurückgelassen.

Auch der restliche gedeckte Tisch schaut ziemlich norddeutsch drein. Da uns das Brot auf die Dauer etwas zu hell und weich war, backen wir es uns nun selber.

Der Weg zur Uni wird natürlich mit dem Auto bestritten. In dieser 600.000- köpfigen Wüstenmetropole sind öffentliche Verkehrsmittel ziemlich selten. Fahrrad- oder Fußwege gibt es eigentlich gar nicht. Dafür sind dann auch die riesigen Parkplatzflächen an der Universität proppevoll.

Mit Mühe ergattern wir einen freien Platz, scharf beäugt von den zeitweise wild herumpfeifenden Sheriffs. (Vielleicht haben sie nichts anderes zu tun.)

In der Uni haben Ingo und ich nun wieder die Schulbank zu drücken. Anders als in Deutschland muß man hier, um seinen Doktortitel zu erlangen, noch einmal eineinhalb Jahre Hausaufgaben machen, Referate halten und Examen schreiben, bevor man mit seiner Forschungsarbeit anfängt. Während Ingo, der sich schon acht Monate mit diesem System vertraut gemacht hat, das Semester ruhig angeht, muß ich mich erst mal an die Flut neuer Anforderungen gewöhnen. Da kommt es schon mal vor, daß ich als einzige nicht mit den neuen Unterlagen im Seminar auftauche, da ich die Weisungen überhört habe, oder daß ich fünf Stunden an einem dreiseitigen Text lese.

Im Allgemeinen kann ich mich aber in keiner Weise beklagen. Geologen scheinen auf der ganzen Welt vom gleichen Typ zu sein: langmütig, offen, nett und stets ein gutes Bier nicht verachtend.

Apropos Bier: Auch an dieses, lebensbereichernde Getränk muß man sich hier ‘gewöhnen: das Deutsche Reinheitsgebot gilt ja schließlich nicht überall. Wir haben zum Glück einen amerikanischen Freund gefunden, der zum einen selber Bier braut und zum anderen nur einen einminütigen Fußmarsch" von uns entfernt wohnt. Am Wochenende werden wir den köstlichen Gerstensaft mal zusammen aufsetzen.

Der Tag in der Uni geht schnell vorbei. Bevor wir das mächtige Gebäude, das im Stil der Kloster in Buthan erbaut wurde, verlassen, schaue ich noch einmal schnell in meinen e-mail-Postkasten: immer noch Schnee in Hamburg, die Alster ruft ein zweites Mal zum Alstervergnügen.

Doch auch bei uns in El Paso wird es jetzt wieder kalt. Auf dem Parkplatz kann man hinüber auf den mexikanischen Teil der Stadt sehen. Dort leben 2 Millionen Mexikaner, die meisten augenscheinlich in Wellblechhütten. Eine dicke, dunkle Wolke lastet auf ihren Dächern. Da es kein Brennholz und schon lange keine Straßenbepflanzung mehr gibt, muß man sich mit anderem brennbarem Material aushelfen, um die gute Stube zu heizen.

Autoreifen scheinen sich da ganz gut bewährt zu haben; schade nur, daß die Rauchentwicklung so stark ist.

Wir fahren langsam wieder heraus aus dem Tal auf unseren Hügel am Hang der Franklin Mountains, die den südlichsten Zipfel der Rocky Mountains repräsentieren. Von hier oben können wir über den Dunst hinweg den herrlichen Sonnenuntergang über der unendlich weitflächigen Wüste betrachten und uns geistig schon mal auf die anstehenden Hausaufgaben vorbereiten. Allerdings lasse ich mich von denen gern durch Briefeschreiben ablenken.

Haltet Euch wacker und Glück auf!

Dörte

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