Ein Gespräch irgendwann, irgendwo!!

Eines schönen Tages, drei nette junge Menschen in einem weinroten Bus.

Sue: "Du lügst ja immer."

Die Antwort von Sam, an den diese Aussage gerichtet war, lautete:

Sam: "Nein, ich lüge nur viermal am Tag."

Sue: "Du lügst immer wenn Du den Mund aufmachst."

Sam: " Wenn ich fünfmal am Tage sage, ich lüge viermal am Tag, dann sage ich einmal die Wahrheit, und die Aussage wird wahr."

Karl: "Nein, das ist doch Quatsch. Du könntest doch auch beim fünften Mal lügen - oder in der Anzahl vier."

Sam: "Also, ich könnte es auch tausendmal sagen, und der Satz wäre richtig. Aber ich wollte die Richtigkeit des Satzes beweisen. Wenn ich also fünfmal am Tage sage, ich lüge viermal am Tag, dann sage ich einmal die Wahrheit, und die Aussage wird wahr."

Dieser Kurzdialog wiederholte sich mehrmals.

Karl: "Ach, das ist doch blöd. Du sagst ja immer wieder das Gleiche."

Sam: "Nein, was ich meine, daß es kein Richtig und kein Falsch gibt. Dieses kommt schon einer Offenbarung nahe."

Sue: "Was meinst Du Sam? Etwa so wie mit dem Kretaner der sagt:

´Alle Kretaner lügen.´

Sagt er die Wahrheit, dann lügt er.

Lügt er, sagt er die Wahrheit."

Sam: " Ja, genau Sue."

Kurze Pause

Sam: "Wir als Mitglieder der konsumierenden postindustriellen Gesellschaft unterteilen doch immer nach richtig oder falsch, nach wahr oder unwahr.

Und eben genau aus dieser Haltung ergibt sich, daß es kein richtig und kein falsch gibt. Wir können nur alles Bestehende in ja oder nein einteilen."

Karl : "Aber es gibt doch noch andere? "

Sam und Sue: "Karl, sprich Dich aus, was meinst Du mit andere? "

Karl: "Individuen, wir sind doch alles Individuen."

Sam: "Du meinst außerhalb der konsumierenden postindustriellen Gesellschaft."

Karl: "Ja."

Sue: "Außerdem gibt es doch auch noch Schattierungen von grau, Sam"

Sam: "Nein, ein Jein gibt es nicht. Alles kann in ja oder nein eingeteilt werden."

Sue: "Dies hieße, wenn es tatsächlich so wäre, die Welt ließe sich zweiteilen. All die Moral- und Ethikdiskussionen, von Sokrates bis Capra, vom Eskimovolk bis zum Franzosen, wären Gedankenwixerei."

Karl: "Und vergiß das Individuum nicht."

Sam : "Ich meine, es gibt ganz klar ein ja und ein nein. Betrachte es wie bei der Berechnung einer unendlichen Fläche. Mittels der Integration bekommst Du letztlich tatsächlich einen Wert für Deine Fläche. Die Lücke, die nicht geschlossen werden kann, läßt Du gegen Null gehen.

Ich teile den zu bewertenden Tatbestand in immer kleinere auf. Ein eindeutiges ja oder nein bekomme ich über die erste Ableitung der Tat oder auch über die zweite Ableitung der Motivation. Diesbezüglich gibt es also ein eindeutiges ja oder nein."

Karl: "Und wie ist es nun mit den Individuen?"

Sue: "Das Individuum ist eine Verkleinerung der Gesellschaft, über Vereine, Gruppen, Paare bis hin zum Einzelnen, selbst Denkenden. Also ein schon deutlich herausgehobenes Teilstück aus der konsumierenden postindustriellen Gesellschaft. Dieses kann aus sich heraus den Tatbestand beurteilen.

Karl: "Woraus besteht eigentlich ein richtig oder falsch?"

Sue: "Die Wertungen sind ein Versuch, unser instinktives Verhalten in eine einheitliche Form zu gießen. Wir haben einen hemmenden Mechanismus für bestimmtes Handeln. Zum Beispiel einen Menschen zu töten. Daraus macht der Mensch eines Tages ein richtig für das Nicht-Töten und ein falsch für das Töten.

Die eigentliche Kompliziertheit ensteht über unsere Weiterentwicklung, mit der unser Instinkt gegen den äußeren Einfluß in den Hintergrund gedrängt und von den Wahrnehmungen überprägt wird. Der Kaspar Hauser Effekt tritt ein. Setze einen Menschen früh und lang genug einer Situation aus, so nimmt er das Erlebte als das Normale an."

Pause

Karl: "Gib doch noch mal ´n Bier rüber."

Janet



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